Geografisch sind die Länder Ost- und Zentral-afrikas sehr vielfältig. So sind dort die größten Seen Afrikas (Victoria, Tanganjika und Malawi bzw. Njassa). Auch der höchste Berg Afrikas (der Kilimandscharo) ist dort.
Zusammen haben diese sechs Länder eine Bevölkerungszahl von mehr als 300 Millionen und erstrecken sich vom Atlantik bis zum Indischen Ozean. Tansania, Kenia und der Kongo haben Zugang zum Meer. Burundi, Uganda und Ruanda haben Zugang zu einem der Großen Seen (Tanganjika, Victoria, Malawi, Kivu, Albert).
Die meisten gelten auch als Tourist*innen-Länder, da sie u. a. zahlreiche große und kleine Nationalparks besitzen. Bis hauptsächlich auf den Osten Kongos sind diese Länder politisch stabil mit funktionierenden und demokratischen Regierungen. Die offiziellen Sprachen sind: Englisch (in Kenia, Uganda und Tansania, wobei Ruanda dabei ist, von Französich auf Englisch umzustellen), Französisch (in Burundi und im Kongo). Verkehrsprachen sind Swahili (überregional in allen sechs Ländern) und Lingala, vor allem im Westen des Kongo (andere regionale Verkehrssprachen im Kongo sind: Kikongo und Tshiluba), Kirundi (in Burundi), Kinyarwanda (in Ruanda) und Luganda (in Uganda). Die Hauptreligionen sind: Christentum, Islam und Naturreligionen.
Einige Statistisken
die am meisten gesprochenen Sprachen Afrikas (außer den Kolonialsprachen): 1. Arabisch, 2.
Swahili, 3. Haussa (hauptsächlich in Nigeria und im Niger), ...
die größten Länder Afrikas: 1. Algerien,2. D. R. Kongo, 3. Libyen, ...
(vor der Spaltung des Sudans im Jahr 2011: 1. Sudan, 2. Algerien,3. D. R. Kongo, ...)
die drei längsten Flüsse der Welt:
Jangtsekiang (ca. 6.300 km)
Amazonas (ca. 6.400 km)
der Nil (ca. 6.600 km)
die am meisten besuchten Städte Afrikas (2020): 1. Kairo, 2. Johannesburg,3. Casablanca, 4. Nairobi, ...
die höchsten Berge Afrikas: 1. Kilimandscharo (ca. 5.895 Meter),2. Mount Kenya (ca. 5.199 Meter), 3. Ruwenzori (ca. 5.110 Meter: Uganda/D. R. Kongo), ...
die größten Seen der Welt: 1. Kaspisches Meer, 2. Lake Superior (USA/Kanada), 3. Victoriasee (ca. 68.800 km2), ...
der längste See der Erde: Tanganjikasee (ca. 650 km)
die tiefsten Seen der Welt: 1. Baikalsee (max. 1.620 m), 2. Tanganjikasee (max. 1.450 m), ...
die rohstoffreichsten Länder Afrikas (an Bodenschätzen etc.): 1. Südafrika, 2. D. R. Kongo, 3. Tansania, ...
der tierreichste Nationalpark der Welt: Serengeti
die größten Städte Afrikas: 1. Lagos (Nigeria: ca. 20 Mio.), 2. Kinshasa (ca. 15 Mio.),3. Kairo br>(ca. 10 Mio.), ...
die größten Städte Ost- und Zentralafrikas: 1. Kinshasa (D. R. Kongo: ca. 15 Mio.), 2. Dar es Salaam (Tansania: ca. 7 Mio.),3. Nairobi (Kenia: ca. 5 Mio.), 4. Kampala (Uganda: ca. 3,5 Mio.),...
Geografie
Der Große Afrikanische Grabenbruch: Die Wiege der Menschheit
Der Grabenbruch erstreckt sich von Mosambik bzw. Malawi bis Jordanien, aber die ersten Menschen lebten in Tansania, Kenia und Äthiopien.
Ost- und Zentralafrika bieten (im Vergleich z. B. zu Westafrika) geografisch bzw. geologisch einiges an Besonderheiten. So liegen z. B. die meisten der Großen Seen Afrikas im Grabenbruch, entlang dessen sich Ostafrika (mit ca. 2 cm pro Jahr) allmählich vom Rest Afrikas abspaltet. Bei dieser Abspaltung werden Eritrea, Äthiopien, Kenia und Mosambik zweigeteilt. Das Schicksal Tansanias ist noch unklar: Entweder wird es auch zweigeteilt oder aber als Ganzes abgespalten. Fast alle kenianischen Langstreckenläuferinnen und -läufer stammen aus der Gegend des Grabenbruches im Nordwesten Kenias. Tansania beherbergt auch den berühmtesten Nationalparks der Welt, nämlich die Serengeti, den Ngorongoro-Krater[1] (einen Vulkankrater der auch einen Nationalpark beherbegt), und hat als einziges Land Zugang zu allen Großen Seen.
Im Kongo finden sich der Kongo-Fluss (ein mächtiger Strom mit einer Länge von mehr als 4.600 km) und ein Regenwald großen Ausmaßes. Uganda wiederum hat die Quelle des Nils (des längsten Flusses der Welt).
Nationalparks gibt es in allen Ländern: z. B. Virunga im Kongo, Akagera in Ruanda, Ruwenzori in Uganda (wo man Berggorillas beobachten kann). Die Giganten des Tourismus in der Region sind natürlich Kenia und Tansania. Nicht nur Tourist*innen aus Europa, Amerika usw. verbringen ihren Urlaub in Kenia oder Tansania, sondern auch ausländische Fachkräfte (bzw. Entwicklungshelfer*innen) aus den Nachbarländern wie Äthiopien, Malawi, Ruanda, Burundi, Sambia usw.
Einmalig im Kongo ist, dass zwei Hauptstädte, nämlich Kinshasa (D. R. Kongo) und Brazzaville (Kongo-Brazzaville), auf gegenüberliegenden Ufern des Kongo-Flusses liegen.
Die meisten Gebiete sind fruchtbar. Nur der Nordosten von Kenia ist öde. Agrarerzeugnisse sind z. B. Kaffee, Tee, verschiedene Früchte, Baumwolle, Tabak, Mais, Sisal, Erdnüsse, Cashewnüsse, Hirse, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Zuckerrohr, verschiedene Gemüsesorten, verschiedene Knollen wie z. B. Maniok etc.
Die Temperaturen reichen von mehr als 38 Grad im Sommer an der Küste (mit hoher Luftfeuchtigkeit) bis nahe null Grad im Hochland.
Die Bevölkerung an der ostafrika- nischen Küste ist ein buntes Gemisch.
Kulturell ist die Vielfalt der ostafrikanischen Küste kaum zu übertreffen. Dort gibt es afrikanische, arabische, indische, europäische, pakistanische und persische, Einflüsse, die sich auf die Musik, das Essen, die Kleidung, die Architektur, die Religion und die Verhaltensweisen u. v. m. auswirken.
Sonst gibt es in Ost- und Zentralafrika verschiedene afrikanische (z. B. Bantus, Nilot*innen usw.) und andere (z. B. Araber*innen, Somalier*innen, Perser*innen, Inder*innen, Europäer*innen, Mischlinge) Volksgruppen. So ist ein buntes Völkergemisch entstanden. Der Hauptunterschied in der Region ist, dass während das Inland relativ homogen ist, die Küste Ostafrikas sehr von der Swahili-Kultur geprägt ist, die z. B. durch eine ausgeprägte Indirektheit und Gastfreundschaft gekennzeichnet ist. Direktheit/Indirektheit bedeutet in diesem Zusammenhang z. B. Folgendes:
Beispiele
Nr.
direkt
indirekt
1
- du bist schlecht
- es gibt bessere Menschen
2
- du bist ein Schwein
- nur Schweine tun so etwas
3
- ich liebe dich
- ich hasse dich nicht allzu viel
Wegen der Verbreitung des Swahili und weil viele Leute aus verschiedenen Ethnien untereinander heiraten, sind die ethnischen Sprachen besonders an der ostafrikanischen Küste fast vollständig verschwunden. Außerdem ist es so, dass viele Tansanier*innen und die Küstenbewohner*innen Kenias (die so genannten Wakosti) Swahili als persönliches Heiligtum betrachten. Daher sehen sie es äußerst ungern, wenn man z. B. die zentralafrikanische Variante der Sprache spricht, die für die Purist*innen als ungrammatisch bzw. unrein gilt. Es gibt jedoch Leute, die sagen, dass es verschiedene Versionen des Englischen, Französischen, Deutschen etc. gibt. Warum soll daher nicht auch das Gleiche für Swahili gelten?
Es gibt verschiedene Musikrichtungen in der Region. Neben Rap/Hiphop usw. gibt es traditionelle Musik (die mit verschiedenen Instrumenten und Trommeln gespielt wird). An der ostafrikanischen Küste ist auch Taarab (eine arabisch geprägte Musikrichtung) sehr populär. Der Rhythmus ist arabisch, aber es wird auf Swahili gesungen.
Kenia, Tansania, Burundi, Uganda, Ruanda, Südsudan und die D.R. Kongo bilden, politisch ähnlich wie die EU, eine Gemeinschaft names East African Community), deren Ziel ist es, die Integration dieser Länder voranzutreiben. Dabei sind veschiedene Institutionen gegründet worden, um dieses Ziel zu erreichen. Unter den politischen Gemeinschaften Afrikas ist diese Gemeinschaft die fortschrittlichste bezüglich der Schaffung gemeinsamer Institutionen und der Integration der jeweiligen Region.
Die Institutionen, die gegründet wurden, sind u. a.:
East African Community
Früher hieß sie East African Common Services Organisation. Sie wurde im Jahr 1967 umbenannt und der Hauptsitz wurde von Nairobi nach Arusha in Tansania verlegt.
das Sekretariat mit Sitz in Arusha, Tansania
ein ostafrikanisches Parlament EALA mit Sitz in Arusha, Tansania
ein Universitätsausschuss EAUC mit Sitz in Kampala, Uganda
die Victoriasee-Behörde LVA mit Sitz in Kisumu, Kenia
eine Swahili-Kommission EAKC mit Sitz auf Sansibar, Tansania
ein Gesundheits-Forschungsinstitut EAMRI mit Sitz in Bujumbura, Burundi
die ostafrikanische Wissenschafts- und Technologie-Kommission EASTC mit Sitz in Kigali, Ruanda
eine ostafrikanische Warenbörse EAX mit Sitz in Kigali, Ruanda
ein Gerichtshof EACJ mit Sitz in Arusha, Tansania
eine ostafrikanische Entwicklungsbank EADB mit Sitz in Kampala, Uganda
der ostafrikanische Handelsausschuss EABC mit Sitz in Kigali, Ruanda
eine ostafrikanische Kommunikationsorganisation EACO mit Sitz in Kigali, Ruanda
Schon eingeführt sind:
ein gemeinsamer Binnenmarkt
eine Zollunion mit einer einheitlichen Zollregion (das so genannte Single Customs Territory ), d. h. Zollbeamten aus den Mitgliedsländer sind an den Außengrenzen der Gemeinschaft z. B. in Mombasa und Daressalam postiert, um Zölle einzutreiben
ein einziges Touristenvisum für Kenia, Uganda und Ruanda
Reiserleichterung für Ostafrikaner*innen innerhalb der Region (ab Januar 2014 brauchen die Bürgerinnen und Bürger Kenias, Ugandas und Ruandas nur einen Ausweis, statt wie bisher einen Reisepass, um innerhalb der drei Ländern reisen zu können)
seit 2014 wurden einige der so genannten One Stop Border Posts fertiggestellt. Hierbei geht es darum, dass an den Grenzübergängen Zollbeamte der jeweiligen Länder zusammen in einem Gebäude arbeiten, damit Reisende und Fahrzeuge nur einmal anhalten müssen, wenn sie die Grenze überqueren. Früher mussten Reisende und Fahrzeuge auf einer Seite der Grenze abgefertigt, überquerten die Grenze (meist zu Fuß) und wurden dann auf der anderen Seite noch einmal abgefertigt. Dies führte zu erheblichen Verzögerungen und Behinderung des Handels zwischen den Ländern. Laut Weltbank war dies auch ein Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung (und damit auch die Armutsbekämpfung) in der Region. Heutzutage braucht ein LKW z. B. an der Grenze zwischen Kenia und Uganda lediglich ca. vier Stunden statt der bisherigen zwei Tage, um abgefertigt zu werden.
(Finanzierung: u. a. Weltbank, Japan und Trade Mark East Africa)
Abbau bzw. Verringerung der unzähligen Straßenkontrollen, Hindernisse und Engpässe für Güter, die nach Uganda, Ruanda, Uganda und Kongo transportiert werden. Früher führten solche Hindernisse u. a. zu höheren Preisen in den betroffenen Ländern. Für Güter, die über Mombasa importiert werden, ist die Northern Corridor Transit and Transport Coordination Authority
zuständig.
Angestrebt oder in Planung sind:
eine gemeinsame Währung
ein Informationszentrum, das Investitionsmöglichkeiten für alle fünf Länder für Investoren zur Verfügung stellt
eventuell eine politische Föderation (der jetzige ugandische Präsident Museveni hat es sehr eilig damit)
Die Integration der Region ist zwar vorangeschritten, aber ist jedoch z. T. auch an Hindernisse gestoßen, weil es (wie auch z. B. in der EU) einigen Ländern schwerfällt, etwa Zuständigkeiten und Macht abzugeben oder weil sie zu vorsichtig sind. Daher gründeten Kenia, Uganda, Ruanda und Südsudan die
Northern Corridor Integration Projects, um die Zusammenarbeit und Integration voranzutreiben. Tansania will wiederum die schmalspurige Mittellandbahn (von Daressalam nach Kigoma am Tanganjikasee und Mwanza am Victoriasee) durch eine Normalspurbahn ersetzen und erweitern, um den Central Corridor (hauptsächlich für Transitgüter nach Burundi, Ruanda und Kongo) zu betreiben.
In Tansania und Kenia sind Überreste der ersten Menschen gefunden worden, die vor Jahrmillionen gelebt haben. Die Region ist bevölkert von den Bantus, die aus der Gegend von Kamerun kamen und Jäger und Sammler waren. Aus der Gegend des Sudans sind die meisten Nilot*innen gekommen und bevö lkern hauptsächlich Nord-Kenia und Nord-Uganda.
Schon im ersten Jahrtausend n. Chr. kamen Araber*innen, Perser*innen und andere Völker an die ostafrikanische Kürste. Später kamen auch Portugies*innen (die die Festung Fort Jesus in Mombasa gebaut haben) und später auch europäische Forscher*innen. Der Name Dar es Salaam bzw. Dar-es-Salaam stammt aus dem Arabischen und bedeutet Hafen des Friedens, weil der Hafen in einer ruhigen Bucht liegt, die von den Meeresströmungen abgeschirmt ist. Die besondere Schreibweise dieses Namens führt dazu, das er häufig, selbst von einigen Tansanierinnen und Tansaniern falsch geschrieben wird. Daher wird in der Umgangssprache häufig die Abkürzung Dar verwendet.
Während der Kolonialzeit waren Tansania, Ruanda und Burundi Deutsch-Osatfrika. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde diese Region geteilt, so dass Burundi und Ruanda belgische Kolonien wurden. Kenia und Uganda waren von Anfang an britische Kolonien und der Kongo war eine belgische Kolonie. Es gab eine willkürliche Grenzziehung der Kolonialmächte, die auch von der Berliner Konferenz von 1884 vollzogen wurde. Dadurch wurden Völker getrennt, die zusammengehörten (und immer noch zusammengehören). Andersherum wurden Völker verbunden, die gar nicht zusammengehörten.
Beispiele für Völker, die getrennt wurden:
Die Massai sind etwa jeweils zur Hälfte in Tansania und Kenia,
das Gebiet der Volksgruppe der Bakongo erstreckt sich vom Südwesten Kongo-Brazzavilles und der Demokratischen Republik Kongo bis in den Nordwesten Angolas,
die Volksgruppe der Somalis bevölkert Somalia, Dschibuti, den Nordosten Kenias und den Südosten Äthiopiens,
das Volk der Azande ist im Nordosten Kongos, im Südwesten Südsudans und im Südosten der Zentralafrikanischen Republik
Die willkürliche Grenzziehung hat dazu geführt, dass sezessionistische Bewegungen[2]
in verschiedenen Ländern entstanden sind. In Ost- und Zentralafrika will sich neuerdings die Küste Kenias abspalten. Das Volk der Bakongo im Südwesten der DR Kongo, im Nordosten Angolas und im Südwesten der Republik Kongo-Brazzaville will ein zusammenhängendes Gebiet errichten. Auf Sansibar gibt es immer mehr Leute, die die Abspaltung der Insel vom Festland fordern. Die rohstoffreiche Provinzen (Haut-Katanga usw.) im Südosten der D. R. Kongo wollen entweder ein föderalistisches System im Land oder sich gänzlich abspalten. Grenzkorrekturen
würden zu zahlreichen Konflikten führen.
Ca. 1500: Portugies*innen und Omaner*innen lassen sich an der ostafrikanischen Küste nieder.
Ca. 17. bis 18. Jahrhundert n. Chr.: Sklavenhandel von der ostafrikanischen Küste bis in den Osten Kongos
Ca. 1840: der Sultan von Oman verlegt seinen Sitz von Oman nach Sansibar.
1884/5: Berliner Konferenz: Afrika wird formell unter den Kolonialmächten aufgeteilt. Die heutigen Länder Tansania, Ruanda und Burundi bilden Deutsch-Ostafrika. Kenia und Uganda werden britisch und der Kongo wird belgische Kolonie.
1896 — 1901: Bau der Uganda-Bahn von Mombasa nach Kampala.
1914 — 1918: Erster Weltkrieg. Danach wird Tanganjika britisch, während Ruanda und Burundi belgisch werden.
1959: Die Tutsis in Ruanda werden von der Hutu-Mehrheit entmachtet. Viele Tutsi fliehen vor allem nach Uganda.
1960: Kongo wird von Belgien unabhängig. Joseph Kasavubu wird erster Präsident. Kurz darauf versucht die südöstliche Provinz Katanga, sich abzuspalten. UNO-Truppen schlagen den Aufstand nieder.
1961: Tanganjika wird von England unabhängig. Julius Nyerere wird erster Präsident.
1962: Ruanda-Urundi wird geteilt. Burundi und Ruanda werden von Belgien unabhängig und Uganda wird von England unabhängig.
1963: Kenia und Sansibar werden von England unabhängig. Jomo Kenyatta wird erster Präsident Kenias.
1964: Revolution auf Sansibar. Der arabische Sultan wird entmachtet. Viele Araber*innen werden getötet. Ein afrikanischer Sansibarer übernimmt die Macht. Am 26. April vereinigen sich Tanganjika und Sansibar und bilden die Vereinigte Republik Tansania, wobei Sansibar relativ autonom geblieben ist. Der 26. April ist Staatsfeiertag und heißt Tag der Union. Obwohl Tansania offiziell ein Land ist, ist das Verhältnis zwischen Tanganjika und Sansibar nicht ganz unproblematisch und somit sind Probleme an der Tagesordnung. Die Sansibarer*innen haben eine sehr starke Eigenidentität. Zum Beispiel wenn man vom Festland nach Sansibar reist, so muss man seinen Pass mitführen, umgekehrt aber nicht. Medienberichten zufolge ist langfristig eine Sezession Sansibars nicht ausgeschlossen.
1967: Die ostafrikanische Gemeinschaft East African Community [kurz: EAC] wird gegründet. Die Mitgliedsstaaten sind Tansania, Kenia und Uganda.
1970 — 1976: Die Tazara-Bahn von Daressalam nach Kapiri Mposhi in Sambia wird gebaut.
1971: Kongo wird in Zaire umbenannt.
1977: Die ostafrikanische Gemeinschaft
EAC löst sich auf.
1994: Völkermord in Ruanda. Fast eine Million Tutsis und gemäßigte Hutus werden ermordet. Danach kehren viele in Uganda aufgewachsene oder geborene Tutsis nach Ruanda zurück (und bringen die englische Sprache mit).
1996 — 1997: Krieg im Kongo. Rebellen entmachten den langjährigen Präsidenten Mobutu Sese Seko. Laurent Kabila wird Präsident.
1997: Zaire wird in Demokratische Republik Kongo umbenannt.
1999: Die ostafrikanische Gemeinschaft EAC wird neu gegründet.
2001: Der kongolesische Präsident Laurent Kabila wird ermordet. Sein Sohn Joseph Kabila wird zum neuen Präsidenten ernannt.
2006: Die ersten freien Wahlen im Kongo.
Erdöl wird zum ersten Mal in Ost- und Zentralafrika entdeckt, und zwar im westlichen Zweig des Grabenbruchs im Westen Ugandas an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Dieses Ereignis hat große Hoffnungen in der Region geweckt. Die Leute kennen die
Glaspaläste
(sozusagen
mitten in der Wüste),
die mit den sogenannten
Petrodollars
in den Golfstaaten finanziert werden. Es wurde so gedacht: Man hat im Grabenbruch zwischen Kongo und Uganda Erdöl entdeckt, dann müsste es überall im Grabenbruch (und auch im Meer) Öl geben. Daraufhin haben viele Länder der Region (z. B. Äthiopien, Tansania, Kenia, Malawi, D. R. Kongo, Ruanda, Burundi, Somalia, Dschibuti, Mosambik etc.) angefangen, fieberhaft nach Öl (im Grabenbruch) zu suchen. Dadurch entstanden Grenzstreitigkeiten zwischen Kenia und Somalia und zwischen Tansania und Malawi.
2007: Ruanda und Burundi werden Mitgliedsstaaten der EAC.
2008: Ruanda führt Englisch (anstelle von Französisch) als Unterrichtssprache in allen Bildungsanstalten ein.
2011: Der Südsudan spaltet sich vom Sudan ab. Später beschließt er, Swahili als Unterrichtsfach in den Schulen einzuführen bzw. anzubieten, was mittlerweile auch in Südafrika der Fall ist.
2012: Erdöl wird im Nordwesten Kenias, nahe des Turkanasees, entdeckt, diesmal im östlichen Zweig des Grabenbruchs. Diese Entdeckung bestätigte sozusagen die vorherigen Vermutungen der Bevölkerung und der Regierungen der Region.
2016: Südsudan wird Mitgliedsstaat der EAC.
2017: Helium wird im Südwesten Tansanias entdeckt.
2018: Uganda beschließt, sein Öl nicht wie geplant über kenianische Häfen, sondern über die Hafenstadt Tanga im Norden Tansanias zu exportieren. Es soll eine Pipeline (etwa 1.445 km lang) von der Ortschaft Hoima im Westen Ugandas um den Victoriasee und die Serengeti herum bis nach Tanga gebaut werden. Nach der Fertigstellung soll sie die längste beheizte Pipeline der Welt sein.
Im Kongo löst der jetzige Präsident Felix Tshisekedi den ehemaligen langjährigen Präsidenten Joseph Kabila ab.
2019: Burundi beschließt, die (politische) Hauptstadt von Bujumbura am Tanganjikasee nach Gitega, d. h. in die Mitte des Landes zu verlegen.
2021: Im März stirbt der umstrittene Präsident John Magufuli. Daraufhin erhält Tansania als viertes afrikanisches Land (nach Liberia, Mauritius und Malawi) die erste Staatschefin, Samia Suluhu Hassan.
2022: Die Demokratische Republik Kongo wird siebter Mitgliedsstaat der politischen Gemeinschaft bzw. Union East African Community.
2024: Somalia wird achter Mitgliedsstaat der politischen Gemeinschaft bzw. Union East African Community.
Die Hauptindustrienzweige sind: Stahl, Brauereien, Zucker, Zement, Tee, Baumwolle, Kaffee etc.
Neben der Landwirtschaft gibt es folgende Ressourcen bzw. Devisenbringer:
Weitere Rohstoffe in der Region sind z. B. Silber, Niob, Tantal, Zink, Lithium. Kobalt (die D. R. Kongo ist Produzent Nr. 1 weltweit) . Es gibt verarbeitende Industrien z. B. für Stahl and Holz.
Viele Leute wissen schon, dass seltene Erden, Koltan usw. unentbehrlich sind für Handys etc. aber wird Helium nur für Luftballons gebraucht?
Laut Medien wird Helium u. a. nicht nur für Party-, Luft- und Wetterballons gebraucht, sondern auch in folgenden Bereichen eingesetzt (oder ist meistens unentbehrlich):
- in Krankenhäusern für MRT-Geräte (Kernspintomografie)
(Sie sind nicht allein, auch wir wissen gar nicht, was das ist.)
- für Raum- und Luftschiffe
- für Teleskope
- für Strahlungsmonitore
- für Kühlmittel (bis ca. minus 267 Grad Celsius)
- für Supermagnete
- in der Hirnforschung (in flüssiger Form)
- für das Internet
- für militärische Zwecke
Da Helium sehr flüchtig und nicht erneuerbar ist, drohen die Vorräte weltweit bis schätzungsweise 2035 zur Neige zu gehen. Daher ist die Entdeckung der Vorkommen in Tansania (im Jahre 2017) von großer Bedeutung.
Neben den globalen Phänomenen wie z. B. Klimawandel, (laut WTO oder Weltbank) Handelsbarrieren oder der Wirtschaftskrise gibt es momentan je nach Land in der Region mehr oder weniger u. a. folgende Herausforderungen:
Klimatische bzw. geografische Faktoren wie z. B. Dürre
Tribalismus (das ist die Bevorzugung der Angehörigen der eigenen Ethnie besonders bei der Vergabe von Posten, Lizenzen, Stipendien usw.) und der schwierige soziale Umgang miteinander. Dabei können z. B. Angehörige einer Ethnie ihre ethnische Sprache sprechen, auch wenn ein*e andere*r Landsmann*Landsmännin dabei ist und kein Wort davon versteht. Der Tribalismus ist jedoch in den verschiedenen Ländern und Region Ost- und Zentralafrikas sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. Es gibt Länder, in denen auch z. B. eine Heirat oder Beziehung zwischen Angehörigen verschiedener Ethnien nicht selbstverständlich ist. Auf der anderen Seite gibt es Länder, in denen der Tribalismus auf sozialer Ebene (z. B. bei Heirat) absolut keine Rolle spielt. Außerdem gibt es Volksgruppen, die nur unter sich bleiben.
Sezessionistische Bewegungen z. B. an der kenianischen Küste und in den kongolesischen Provinzen
Haut-Katanga etc. (im Südosten) und Bas-Congo (im Südwesten)
Kriegerische Auseinandersetzungen und Ausbeutung im Nordosten Kongos
Abholzung besonders im Kongo
Ein zu rasantes Bevölkerungswachstum in einigen Ländern
Schleppende Umsetzung von notwendigen Reformen und Beschlüssen der East African Community. Laut Institutionen wie z. B. der Weltbank oder der WTO kann die Armut vieler afrikanischen Länder effektiver bekämpft werden, wenn z. B. bestimmte Reformen bzw. Maßnahmen eingeführt werden, z. B.
obwohl Handelsbarrieren ein weltweites Hindernis für den Wirtschaftswachstum sind (daher die WTO-Bali-Runde im Dezember 2013), sind sie in Afrika besonders gravierend und daher müssen sie abgebaut werden, um die Wirtschaftskraft anzukurbeln (der Handel zwischen den afrikanischen Ländern beträgt nur etwa 10 % im Vergleich zu mehr als 50 % für Europa und mehr als 70 % für Asien.)
die Verkürzung der Abfertigungszeiten für Container an den Häfen von Mombasa und Daressalam (diese betragen bis zu 10 Tagen im Vergleich zum weltweiten Durschnitt von nur zwei/drei Tagen)
die Beseitigung oder Verringerung der zahlreichen Straßenkontrollen und Brückenwaagen für LKWs, die Güter z. B. nach Uganda oder Ruanda befördern. Diese verlängern die Lieferzeiten und verteuern die Güter unnötig
die Errichtung der so genannten One Stop Border Posts (hierbei arbeiten alle Zollbeamt*innen der beiden betroffenen Länder in einem gemeinsamen Gebäude) damit Autos nur einmal an den Grenzen anhalten müssen (statt auf beiden Seiten der Grenzen), um Zeit zu sparen und Güter kostengünstig anzubieten. Dadurch würden die LKWs nur etwa zwei bis vier Stunden angehalten statt wie bisher etwa zwei Tage. Viele solcher Grenzübergänge sind schon fertiggestellt worden z. B. zwischen Tansania und Ruanda und zwischen Mombasa und Tanga im Norden Tansanias.
die 2013 neu entstandenen politischen Fronten innerhalb der East African Community: Kenia, Uganda und Ruanda auf der einen Seite und Tansania und z. T. Burundi auf der anderen Seite
Grenzstreitigkeiten zwischen Tansania und Malawi. Malawi bezieht sich auf einen Vertrag vom 18. Jh. (zwischen dem damaligen deutschen Kaiser und der britischen Queen), wonach die Grenze entlang des Ufers verläuft (d. h. die Tansanier*innen am Ufer dürfen ohne Visum im See weder schwimmen noch fischen!). Tansania wiederum argumentiert, dass, wenn ein Gewässer zwischen zwei Ländern liegt, die Grenze dann in der Mitte des Gewässers verläuft. Der Streit ist heftiger geworden, weil man im See Erdöl vermutet und intensiv danach gesucht wird.
Ersetzung der Schmalspurbahnen in Kenia und Tansania durch Normalspurbahnen[5]
Ergänzungen/Fußnoten
[1]Durchmesser: 18 bis 20 km, Höhe/Tiefe: 600 bis 700 Meter
[2]
Sezessionistische bzw. Separatistische Bewegungen oder Diskussionen in Afrika gibt es z. B. auch in Somalia, Mali, Simbabwe, Sambia, Namibia, Angola, Tansania, Uganda, Kamerun und im Senegal. Obwohl die Grenzen problematisch sind, hat die Afrikanische Union (eine lose politische Vereinigung, der alle 54 Länder Afrikas angehören) entschieden, bis auf einige Ausnahmen, die Kolonialgrenzen beizubehalten, weil sie das kleinere Übel sind. Die Ausnahmen sind: die Abspaltung Eritreas von Äthiopien 1991 und die Abspaltung des Südsudans von Sudan 2011. Eritrea war ursprünglich ohnehin nicht Teil Äthiopiens, sondern italienische Kolonie, wurde jedoch von Äthiopien einverleibt. In den 1960er Jahren hat sich der Südosten Nigerias in Biafra umbenannt und sich für unabhängig erklärt (mit Unterstützung von u. a. Frankreich und Tansania). Daraufhin ist ein brutaler dreijähriger Krieg entbrannt, nach dessen Ende die Einheit des Landes wieder hergestellt wurde. In Äthiopien gab es in den 1970er Jahren einen
Bürgerkrieg, weil sich die südöstliche Provinz Ogaden (die mehrheitlich von Somalis bevölkert wird) an Somalia anschließen wollte. Die Zentralregierung konnte (auch mit Unterstützung Kenias) die Sezessionist*innen innerhalb eines Jahres bezwingen.
[3]Koltan und Kassiterit sind hochwertige Metalle, die für Handys etc. unentbehrlich sind.
[4]In der Vergangenheit wurden einige Großprojekte beschlossen oder groß
angekündigt, die aber nie zustande gekommen sind (z. B. eine transafrikanische Autobahn von Mombasa bis nach Lagos in Nigeria). Außerdem ist die Finanzierung vieler Projekte noch nicht gesichert und viele Beschlüsse der East African Community wurden entweder gar nicht oder nur schleppend umgesetzt. Daher haben sich im Juni 2013 die Staatschefs Kenias, Ugandas und Ruandas in Entebbe getroffen und sozusagen die Initiative ergriffen und verschiedene Projekte beschlossen. Diesmal wurde Folgendes beschlossen:
Der Zusammenschluss von Kenia, Uganda und Ruanda wurde als Coalition of the Willing (kurz: CoW) bezeichnet. Als Vergeltung für diese Isolation hat Tansania im November 2013 ein Treffen mit Burundi und dem Kongo in Bujumbura veranstaltet. Die drei Länder haben ebenfalls beschlossen, gemeinsam Flughäfen, Eisenbahnen, Häfen und Autobahnen zu bauen. Es ist abzuwarten, wie sich die Lage in Zukunft entwickeln wird.
[5]Die
Spurweite
der (z. T. veralteten) Schmalspurbahnen beträgt etwa ein Meter, während die der Normalspurbahnen 1435 mm beträgt. Als Folge können die Züge auf den Normalspurbahnen viel schneller fahren und mehr Gewicht bzw. Fracht pro Waggon befördern.